Rezensionen - Warum gerade ich...?

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W. Rupprecht, Mutter eines kranken Kindes, Göttingen
In: Brief an die Autorin und Fachzeitschrift Bundesverband Autistischer Kinder, 1984


... Selten fühlte ich mich von dem Autor eines Buches so beschenkt und verstanden ... ich war überrascht, mein Leben ... und die Entwicklung vieler Eltern ... so dargestellt zu sehen ...

Rezension: Selten so beschenkt und verstanden

Selten fühlte ich von dem Autor eines Buches so beschenkt und verstanden wie von diesem. Ich war überrascht, mein Leben seit der Behinderung meiner Tochter so dargestellt zu sehen. Daher möchte ich die Kunde weitergeben. Die Autorin untersucht 150 Biographien von Behinderten und von Behinderung Betroffenen, d.h. von Eltern und Eheleuten von Behinderten, auf ihr Verhältnis zum Glauben und zur Kirche. Das Ergebnis fasst sie „überzeichnet“ so zusammen: „Trotz negativer Erfahrungen Betroffener und ihrer Bezugspersonen mit Kirche bzw. Seelsorge halten sie an den positiven Erfahrungen mit ihrem Glauben fest“ (S. 20): Wie es dazu kommt und wie mit beeindruckender Gesetzmäßigkeit Krisen verarbeitet werden, zeigt sie in einer Graphik, die hier wiedergegeben werden darf.

Und gleichzeitig erkannte ich die Entwicklung vieler Eltern, die ich durch unseren Verband kennengelernt habe. Ich denke, dass Mitgliedschaft und Aktivität in einem Behindertenverband nicht nur den Behinderten hilft, sondern auch den Bezugspersonen, in unserem Fall, uns Eltern. Denn entscheidend für einen günstigen Verlauf ist die menschliche Begleitung in der Krise, die sich über Jahre erstrecken kann.

Frau Prof. Dr. Schuchardt arbeitet an der Universität Hannover im Fachbereich Erziehungswissenschaften. Ich freue mich, dass sie uns gestattet, diese Graphiken im Autismus- Heft abzudrucken. Doch sollte keiner denken, damit erübrige sich die Lektüre des Buches. Ihr Engagement für mehr Mut zur Betroffenheit und für weniger professionellen Umgang mit Behinderten ist immer wieder spürbar.

Der Titel könnte vermuten lassen, es handle sich um ein „frommes“ Buch. Man wird vergeblich tröstende Bibelworte darin finden, deren Wert ich damit nicht grundsätzlich bestreite. Dies ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Anspruch derer, die von Berufswegen Behinderten helfen, und der Wirklichkeit, wie sie bei den Betroffenen ankommt.
Das Literaturverzeichnis ist eine Fundgrube.