Rezensionen - Warum gerade ich...?

b16 01 th

Medizin-Studentin T.S. (26), Universität Erlangen/New York, D/USA
In: Warum gerade ich ...?, Göttingen, 2001

... "Es reicht nicht, einem Gebrechlichen aufzuhelfen, man muss ihn auch noch ein Stück beim gehen stützen, bis er allein zurechtkommt.“ Chinesische Weisheit
... Erika Schuchardt zeigt in ihrem Buch auf, wie wichtig die Begleitung für Menschen ist, die von schweren Krankheiten oder anderen Krisen betroffen sind …
Beim Lesen des Buches wurde mir deutlich, dass auch gerade die Zweifel und die Ängste, das Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit, den Begleitenden für den Betroffenen glaubwürdig machen.
Ein schwerer Schicksalsschlag führt häufig dazu, dass wir unseren Glauben an Gott verlieren, es scheint, all unser Flehen um einen Ausweg aus unserer Lage ist vergeblich und Gott? "Wie kannst Du mir das antun, was habe ich Dir getan, dass Du mich jetzt so im Stich lässt?“ Auch ich führte eine erbitterte Auseinandersetzung mit Gott, doch solange ich Gott anklagen kann, ist er in mir noch präsent. Viele Betroffene und deren Angehörige finden über diese Anklagen, über das Anklage-Dürfen zurück in die Geborgenheit Gottes ...
Er zeigt mir, wir wurden nicht allein gelassen, wir fangen an, unseren Lebenswillen und die dadurch wieder erwachende Lebensfreude zu spüren. Wir sind begleitet auf unserem Weg zurück ins Leben, vielleicht in ein Leben mit der Krankheit ...

Rezension: Das Signal - Leserbrief 2001

"Es reicht nicht, einem Gebrechlichen aufzuhelfen, man muss ihn auch noch ein Stück beim Gehen stützen, bis er allein zurechtkommt." Chinesische Weisheit

Dieser Satz ist mir seit der Entlassung aus dem Krankenhaus oft durch den Kopf gegangen. Wieviele Besucher kamen zu mir, solange ich Patientin auf der Station war! Aber für die meisten Besucher steht fest: Wer aus dem Krankenhaus entlassen wird, ist geheilt und wird schon irgendwie allein zurecht kommen.

Am Anfang der Krankheit (oder anderer Krisensituationen) sind sie alle da – wahrscheinlich auch zu deiner Beerdigung. Aber wo ist die Begleitung in der Zeit dazwischen?

Erika Schuchardt zeigt in ihrem Buch auf, wie wichtig die Begleitung für Menschen ist, die von schweren Krankheiten oder anderen Krisen betroffen sind.

Im Idealfall werden wir, die Betroffenen, von der Familie, dem Partner, einigen Freunden gestützt. Im Grunde kann jedoch jeder zu einer Stütze werden, wenn er bereit ist, sich auf den Betroffenen einzulassen, ihm zuzuhören, ihm vor allem beim Alltäglichen praktisch zur Seite zu stehen und das Signal zu geben: „Du bist nicht allein, Du bist immer noch ein vollwertiger Mensch für mich“ .
Meinem Begleitenden muss ich einfach abverlangen, - so wie es bei Erika Schuchardt beschreieben ist – alle Phasen im Lernprozess zusammen mit mir, dem Betroffenen durchzustehen, dabei meine Ängste und Unfähigkeiten, meine Hilflosigkeit auszuhalten und nicht etwa den Versuch zu machen, mein Leid wegzutrösten: „Alles hat seinen Sinn, sieh’ Deine Krankheit als Chance“!

Natürlich wachsen Menschen gerade an Extremsituationen, aber aus Sicht einer Betroffenen sage ich: „Auf diese ‚Chance’ hätte ich gern verzichtet; für mich hat das Leben v o r h e r durchaus einen Sinn gehabt.“ Anstatt zu helfen, entfremden solche Sätze und führen die Betroffenen in eine Isolation: „Ich wusste ja, dass niemand mich versteht ...“

Beim Lesen des Buches wurde mir deutlich, dass auch gerade die Zweifel und die Ängste, das Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit, den Begleitenden für den Betroffenen glaubwürdig machen.

Ein schwerer Schicksalsschlag führt häufig dazu, dass wir unseren Glauben an Gott verlieren, es scheint, all unser Flehen um einen Ausweg aus unserer Lage ist vergeblich, und Gott? „Wie kannst Du mir das antun. Was habe ich Dir getan, dass Du mich jetzt so im Stich lässt?“ Auch ich führte eine erbitterte Auseinandersetzung mit Gott. Doch solange ich Gott anklagen kann, ist er in mir noch präsent. Viele Betroffene und deren Angehörige finden über diese Anklagen, über das Anklagen-Dürfen zurück in die Geborgenheit Gottes.

Poetisch vollkommen ausgedrückt ist diese Situation für mich in dem Text „Spuren im Sand“ (abgedruckt auf dem Buch-Einband-Innendeckel).
Er zeigt mir, wir wurden nicht allein gelassen, wir fangen an, unseren Lebenswillen und die dadurch wieder erwachende Lebensfreude zu spüren. Wir sind begleitet auf unserem Weg zurück ins Leben, vielleicht in ein Leben mit der Krankheit.