Rezensionen - Brückenbau - Afrika



Dr. Dr.h.c. Barthold C. Witte, Institut für Auslandsbeziehungen, Bonn 2006

In: Kulturaustausch, Zeitschrift für internationale Perspektiven

Rezension: Konfliktlösung durch auswärtige Kulturpolitik -
Das Beispiel Südafrika – Schuchardts über 100 Testimonies

Nur selten gerät die auswärtige Kulturpolitik in die Schlagzeilen, und noch weniger wird über sie publiziert. Schon darum verdient ein neues Buch unser Interesse: „Brückenbau – 15 Jahre Begegnungsschulen im südlichen Afrika“, im vergangenen Jahr mit Unterstützung des Auswärtigen Amts herausgegeben sowie erarbeitet und wissenschaftlich eingeordnet durch Prof. Dr. Erika Schuchardt, langjährige Bundestagsabgeordnete.

Was im Titel wie eine pädagogische Fachpublikation anmutet, entpuppt sich bei Lektüre als weit mehr, nämlich als ein faszinierender Werkstattbericht darüber, wie deutsche Kulturarbeit in Südafrika und Namibia zur Überwindung der Apartheid beitrug und weiter beiträgt. Seit 1977 wurden die deutschen Schulen in beiden Ländern, zunächst gegen heftige Widerstände, durch ihre Umwandlung in Begegnungsschulen für nichtweiße Schülerinnen und Schüler geöffnet. Das war nicht bloß eine politische Symbolhandlung, sondern ein oft für alle Beteiligten schmerzhafter, indes schließlich geradezu befreiender Prozess. Schönstes Zeugnis dafür sind über hundert „Testimonies“ vor allem von nichtweißen Schülerinnen und Schülern, dazu von Lehrern, das eigentliche Zentrum des Buchs.

Dazu der Präsident der Republik Südafrika, Thabo Mbeki, in seinem Vorwort: „Diesen Schülern wurde nicht nur die Möglichkeit gegeben, z lernen und ihren Neigungen nachzugehen, sondern auch von der breiteren Diaspora zu lernen und ein Teil von ihr zu werden. Sie erhielten Zugang zu Ressourcen, die sonst für sie unerreichbar geblieben wären. Ihnen eröffneten sich Möglichkeiten, die sie sich teilweise nicht hätten vorstellen können, und sie begegneten Menschen, von denen einige nicht nur Kollegen, sondern Freunde wurden...“.

In einer Reihe begleitender Darstellungen und Analysen wird die Absicht der Herausgeberin deutlich, den „Fall Südliches Afrika“ als ein Modell für Konfliktlösung durch Integration und Partizipation zu verstehen, dies durchaus im Sinn der neueren Zielsetzungen unserer auswärtigen Kulturpolitik. Dass die mit diesem Buch erzählte Geschichte zugleich eine Erfolgsgeschichte ist, macht Hoffnung.