Fremde Federn

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"...ihre Messe Aktionen: Keine Eintagsfliege..."

Die Redakteure in Rundfunk und Fernsehen urteilten in Abschluss–Kommentaren zur Hannover-Messe

„Wen ich auch fragte auf dem Messegelände: alle sagten, sie hätten dazugelernt und wollten es 1976 noch besser machen. Dass diese Absicht nicht ganz einfach zu verwirklichen sein wird, liegt allerdings an dem hohen Niveau, das die "infa" im 22. Jahr ihres Bestehens erreicht hat. Ein verblüffend hoher Besucher Zuwachs zwischen zehn und zwölf Prozent sowie lebhafte und kritische Anteilnahme am Informationsangebot in fünf Messehallen: damit könnten die Veranstalter und die Aussteller eigentlich mehr als zufrieden sein ...

„Die Behinderten-Integrations-Aktion, die von ihrer tatkräftigen Initiatorin, der Volkshochschul-Abteilungsleiterin Erika Schuchardt, gemeinsam mit Volkshochschulteilnehmern, Stadtschülerrat, Integra und anderen Selbsthilfeorganisationen durch die Integrations-Runde entwickelt wurde, zog Zehntausende von Besuchern an. Sie erhielten hier unmittelbare und eindrucksvolle Informationen über das Leben von Körper-, geistig, seelisch und Sinnes-Behinderten. Viele neue Kontakte und schriftlich gesammelte Besucher-Äußerungen lassen hoffen, daß mit Aktionen wie dieser allmählich mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für die Belange von Behinderten entstehen“ (Bier, P.: Funkbilder aus Niedersachsen, NDR 1, 20.9.1975)

„Bahnbrechend und geradezu von bundesweiter Bedeutung für andere Volkshochschulen ist das Modell der Integration von Eltern behinderter zusammen mit nicht behinderten Kinder der Initiatorin Erika Schuchardt.“ (Vogel, G.: Bildungszentrum, Fernsehprogramm des WDR,RB,SFB, 05.10.1975)

„Gemessen an den Besucherzahlen, gehörte der Behindertenstand auf dem Hannoverschen Messegelände während der ,infa' zu den stärksten Magneten. Nicht allein die Tatsache, daß offenbar viele Besucher zum ersten Male derart unmittelbar mit den Problemen behinderter Menschen konfrontiert wurden, trug zum Erfolg dieses Versuches bei. Auch die Präsentation war dafür ein Grund."

Dieser Versuch sollte keine "Eintagsfliege" sein, sollte auch nicht als Alibi-Veranstaltung verbucht werden, um das Gewissen ein Jahr lang zu beruhigen und künftige Passivität zu bemänteln. Soviel immerhin hat das Hannoversche Beispiel gezeigt: die Behinderten allein überwinden nicht ihre Isolation und das Unverständnis oder Desinteresse ihrer Umgebung. Die Nichtbehinderten wiederum finden auf sich allein gestellt auch keinen Zugang zu Behinderten. Daran müssen beide Seiten interessiert sein. Und soviel Mut und gute Ideen haben wie dieses Mal in Hannover.

Langzeitwirkung der Zielgruppenarbeit:
In den Selbsthilfegruppen:
- Eltern – Montagsschoppen - im Eck
- Kinder – Park – Platz
- Fünf – Uhr – Club
- Großmutter auf Zeit
- Animateur – Treff - Punkt

In der Kommunalpolitik:
- Umbau: ,Behindertengerechte Volkshochschulen’
- Entwicklung: ,Behindertenplan der Stadt Hannover’
- Untersuchung: ,Behinderte und Stadtumwelt in Hannover’

In den Medien:
- Abendstudio mit jungen Hörern:
, Menschen wie wir! – Behinderte erzählen von ihren Problemen'
NDR Jugendfunk, 20.12.1975
Kirche und Gesellschaft:
,Warum nicht einen Behinderten heiraten?'
NDR, 24.10.1975
- Reisemagazin: ,Urlaub für und mit Behinderten: Chancen und Schwierigkeiten der Integration'
NDR, 13.11.1976
Eröffnungsveranstaltung der Woche des behinderten Kindes in Hannover durch die nationale Kommission für das Internationale Jahr des Kindes:
,Jeder ist ein Teil des Ganzen. Wege zur Integration.
Behinderte und ihre Familien unter uns'
Fernsehprogramm des NDR/RB/SFB, 05.06.1979.