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Zukunft der Kirche

Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Trier 1985
(EKD-Bericht über die 2. Tagung der 7. Synode, S.117f.; 356; 388f.)

 

1. Rede zur Forderung eigenständiger Thematik:
"Gemeinsamkeit von Männern und Frauen in der Kirche"

Synodale Dr. Schuchardt: Herr Präses, liebe Konsynodale! Ich möchte zum Teil VI, Zukunft der Kirche, eine Anregung geben. Ich habe mich darüber gefreut, daß Sie, Herr Ratsvorsitzender, ausdrücklich und nachdrücklich der Synode – wie Sie formulierten – "erneut die Lektüre der Frauenstudien" empfohlen haben, sowohl die EKD-Studie von 1980 zur "Situation der Frau in Familie, Kirche und Gesellschaft" als auch die ÖRK-Studie von 1985 zur "Gemeinsamkeit von Männern und Frauen in der Kirche".

Sie werden verstehen, daß es mir aufgefallen ist, daß Sie diese Empfehlung im Anschluß mit der Feststellung verbanden, daß es an "schwierigen Themen nicht mangele". Von daher möchte ich Ihre Empfehlung unterstützen und dahingehend erweitern, daß die Synode die Lektüre dieser Studien einmünden lassen möge in eine erste eigenständige Tagung zur Thematik der "Gemeinsamkeit von Männern und Frauen in der Kirche".

Dazu noch ein kleiner Hinweis: Als Mitglied der UNESCO–Kommission darf ich darauf aufmerksam machen, daß auch dort eine intensive Arbeit zu diesem Thema geleistet wird, einerseits durch die Vergabe bestimmter Projekte und andererseits durch die lesenswerte Studie unter dem provokativen Titel "Zum vergeudeten Reichtum". Schließlich möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß das deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes uns intensiv unterstützt hat, indem es die zehnbändige Kennzeichenreihe unter dem sehr ungriffigen, abstrakten Titel "Frauen als Innovationsgruppe" gefördert hat. Aber unter diesem sehr ungriffigen Titel sind zehn sehr konkrete Bände zur Hausfrauenarbeit, zur Behindertenfrage und 1985 zur Schwesternfrage "Schwestern finden Schwestern – Auszug aus einem Vorurteil" erschienen. Es wird Sie interessieren, daß der erste Band bereits hieß: "Freunde in Christus werden zur Gemeinsamkeit von Männern und Frauen in der Kirche".

Zusammengefaßt: Alle diese Studien warten schon lange auf eine angemessene und öffentliche Reflexion, nicht zuletzt in der Synode. Meine Anregung wäre, die Empfehlung des Ratsvorsitzenden zur Lektüre einmünden zu lassen in eine erstmalige Thematisierung im Verlauf dieser Synodalperiode. Danke.

2. Rede zur Forderung eigenständiger Thematik:
"Gemeinsamkeit von Männern und Frauen in der Kirche"

Synodale Dr. Schuchardt: Herr Präses, liebe Konsynodale! Es wird nicht überraschen, daß ich an dieser Stelle noch einmal das Wort ergreife. Ich hatte im Anschluß an den Ratsbericht angeregt, die empfohlene Lektüre der vielfältigen Frauenstudien doch in ein Schwerpunktthema einmünden zu lassen. Nun ist es noch nicht gelungen, diese Anregung in die Themenvorschläge zu übernehmen. Sie werden verstehen, daß ich das jetzt noch einmal als einen Antrag einbringen möchte, insbesondere aus den Erfahrungen der letzten beiden Tage heraus.

Es ist für mich wichtig, erlebt zu haben, daß die Geschwisterlichkeit in dieser Synode – das vermag ich aus 13jähriger Mitgliedschaft zu beurteilen – wohl gewachsen ist.

Aber sie verläuft eher informell, auf den Fluren und vor der Tür. Als gestern während der Ratswahl wieder einmal als erste eine Frau zurückgetreten war, wollten sich manche Konsynodale dazu kritisch äußern. Besser wäre, wenn wir für eine größere Geschwisterlichkeit Regelungen treffen würden; doch scheint der Weg dafür noch weit zu sein. Deshalb beantrage ich:

Die Synode wird gebeten, noch im Verlauf dieser Synodalperiode auch ein Schwerpunktthema dem Fragenbereich der "Gemeinsamkeit von Frauen und Männern in der Kirche" zu öffnen.

Danke.

3. Rede zur Forderung eigenständiger Thematik und angemessenerer Wahlordnung:
"Gemeinsamkeit von Männern und Frauen in der Kirche - auch in der Wahlordnung"

Synodale Dr. Schuchardt: Ich danke Ihnen, Herr Präses, daß Sie die Aufmerksamkeit der Synode noch einen Moment auf diesen Antrag lenken wollen. Ich dachte, wir müßten aus der Betroffenheit des Eindrucks heraus, unter dem wir ja noch stehen, die Synode bitten, die Wahlordnung zu ändern. Ich habe folgenden Antrag zu stellen:

Die Synode wird gebeten, noch im Verlauf dieser Synodalperiode die Grundordnung dahingehend zu ändern, daß ein Wahlverfahren festgelegt wird, das sowohl dem Rang dieser Hohen Synode angemessener als auch ihren Kandidaten und Kandidatinnen gegenüber menschenwürdiger ist.

Ich glaube, daß ich dazu keine Ausführungen mehr zu machen brauche. Wir haben alle unter der Diskrepanz gelitten zwischen dem ersten, glanzvollen Tag – der theoretischen Diskussion zum Verhältnis von Kirche, Gesellschaft, Staat – und unseren Schwierigkeiten bei der Wahl. Ich möchte Sie bitten, diesen Antrag zu unterstützen.