Rezensionen - Warum gerade ich...?

orklwb

Emilio Castro, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und
Gunnar Staalsett, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Genf, CH,
In: Warum gerade ich ....?, Göttingen, 1987

... alle wichtigen Erklärungen müssen... um konkrete Erkenntnisse und Orientierungshilfen erweitert werden. Wir meinen, dass das Prof. Dr. Erika Schuchardt in ihrem jetzt auch in Englisch vorliegenden Buch "Why is This Happening To me?...“ in bemerkenswerter Weise gelungen ist... – einer Art "Theologie der Lebensgeschichte’ ...

Gemeinsames Geleitwort Ökumenischer Rat der Kirchen und Lutherischer Weltbund

Nur allzu oft haben die Kirchen im 20. Jahrhundert sagen müssen: „Spät kommen wir, aber wir kommen!“ Dies gilt paradoxerweise auch für die Reaktion der Kirchen auf den Kampf vieler Menschen um ihre Grundrechte und um Gerechtigkeit, wie es bedauerlicherweise ebenso für ihre Reaktion auf die Bemühungen gilt, die zahlreichen Verletzungen der Menschenwürde und der Rechte der großen Zahl von behinderten Menschen anzuprangern und abzubauen, denen eine uneingeschränkte Mitwirkung in der Gesellschaft verwehrt bleibt. Heute allerdings gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass die Kirche ihren Dienst an Behinderten, die oftmals diejenigen sind, die von der Gesellschaft am wenigsten akzeptiert werden, ausweitet und vertieft. Auf seiner Sechsten Vollversammlung 1983 in Vancouver (Kanada) führte der Ökumenische Rat der Kirchen konkrete Empfehlungen für den Dienst an Menschen mit Behinderungen mit den folgenden Worten ein:

“Wir sind alle nach dem Bilde Gottes geschaffen; wir alle, Behinderte eingeschlossen,
sind lebendige Steine des Hauses, das Gott baut und das die Kirche darstellt. Behinderte
können nicht isoliert werden; sie sind Teil des Hauses (oikos) und für die Ganzheit und
die Würde der Kirche wesentlich ...“

Und der Lutherische Weltbund erklärte in diesem Zusammenhang auf seiner Siebenten Vollversammlung 1984 in Budapest:

“... wenn der Dienst im Namen Christi bedeutet, dass der verwandelnden Macht der
Gnade Raum gegeben wird, Verzweiflung in Hoffnung zu verwandeln und eine neue
Menschheit aus Unmenschlichkeit entstehen zu lassen, dann muss dieser Dienst dort
geleistet werden, wo des Menschen Würde und Rechte am systematischsten verletzt
werden: in der Gemeinschaft der Behinderten.“

Wie alle wichtigen Erklärungen müssen auch diese beiden um konkrete Erkenntnisse und Orientierungshilfen erweitert werden. Wir meinen, dass das Prof. Dr. Erika Schuchardt in ihrem jetzt auch in Englisch vorliegenden Buch „Why is This Happening To me? Guidance And Hope For those Who Suffer“ in bemerkenswerter Weise gelungen ist. Mit Hilfe lebensvoller Biographien von Menschen in Krisen – einer Art „Theologie der Lebensgeschichte’ – und durch die Anwendung scharfsinniger religiöser, psychologischer und pädagogischer Erkenntnisse veranschaulicht die Autorin, wie Menschen mit Krisen, Krankheit, Behinderungen in Würde und Ganzheit Teil einer freien und wahrhaft menschlichen Gemeinschaft werden können. Not tut nicht ein Dienst „an und für“, sondern ein Dienst „von, durch und mit“ betroffenen Menschen. Wir finden in diesem Buch klar umrissene Richtlinien, die Befreiung für unzählige Behinderte bedeuten, die ja in Wirklichkeit häufig die Ausgestoßenen unserer Welt sind. Auch zum Leiden selbst, zu dieser vielfältigen, tiefempfundenen Realität, die zum Kern der menschlichen Erfahrung gehört, finden wir in diesem Buch neue Erkenntnisse, die uns den Weg weisen und Hoffnung vermitteln..

Der Schrei in diesem Buch ist laut und deutlich. Die Kirchen – und die ökumenische Bewegung – müssen kommen. Sie werden kommen.